Kennen Sie Erich Stekovics Mieze Schindler? Es ist die für uns beste Erdbeerkonfitüre überhaupt. Aber das dürfen wir so schon fast nicht sagen. Denn es ist keine Konfitüre! Auch keine Marmelade! Nein, sie ist zu hochwertig (!!!) für diese Begriffe und darf sich daher lediglich Fruchtaufstrich nennen.
Doch der Reihe nach:
Seit 2001 regelt die EU-Richtlinie 2001/113/EG, auch als Konfitürenverordnung bekannt, was da ins Glas kommt. Und was nicht. Seitdem darf sich nur noch Marmelade nennen, was aus Zitrusfrüchten hergestellt wurde. Ansonsten heißt es Konfitüre, aber auch nur wenn ein definierter Mindestanteil der namensgebenden Früchte enthalten ist.
Doch zurück zu Stekovics Mieze Schindler. Warum darf sie sich trotzdem nicht Konfitüre nennen? Der Teufel steckt im Detail, denn eine Konfitüre muss gemäß der Verordnung eine bestimmte Menge "löslicher Trockenmasse", worunter vornehmlich der Zucker fällt, enthalten. Und da Stekovics Mieze Schindler einen fast schon verboten hohen Fruchtanteil und einen außerordentlich niedrigen Zuckeranteil besitzt - was sie, wie viele unserer Brotaufstriche - besonders hochwertig macht, darf sie sich im Bürokratendeutsch lediglich Fruchtaufstrich nennen. Denn alles was nicht in die Kategorie Marmelade oder Konfitüre passt, fällt unter diesen Sammelbegriff. Ob hochwertige Delikatesse oder einfachste Qualität.
Doch der allgemeine Sprachgebrauch will sich, zumindest bislang, diesem begrifflichen Unfug nicht beugen. Da bleibt eine Marmelade ein Aufstrich aus fein zerkleinerten Früchten, die mit Zucker und Pektin eingekocht werden. Eine Konfitüre ebenso, nur enthält sie ganze Früchte und ein Gelee wird aus Fruchtsaft, Zucker und Zitronensaft eingekocht.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Ignorieren Sie die irreführenden Begrifflichkeiten der EU-Vordnung und werfen Sie viel lieber einen Blick auf die Zutatenliste. Denn dort ist angeben, wie hoch der Frucht- und Zuckeranteil einer Konfitüre sind.
Und wer seine Marmelade, Konfitüre und Gelees lieber selber kocht, dem sei das Meisterwerk von Christine Ferber, die Marmeladen-Bibel, wärmstens empfohlen.